Unterwegs im Namen der Wissenschaft – Tiefenschärfe
Vorsicht!
Hier geht es nicht darum was Tiefenschärfe ist, wie sie definiert oder berechnet wird. Darüber wurden schon gefühlte 1 Million anderer Artikel geschrieben. Hier geht es um die Frage welchen Einfluss die Sensorgröße wirklich auf die Tiefenschärfe hat. Wirklich im Sinne von praktisch und sichtbar im Gegensatz zu theoretisch und messbar.
Hintergrund hierfür war eine Forum Diskussion in der es um die optimale Kamera für die Reisefotografie ging. In die nähere Auswahl des Posters (haha, nennt man den so?) kamen Modelle von Olympus, Fuji und Sony. Ich wollte mir vor einiger Zeit auch eine Kamera für Reisen zulegen und bin auf die gleichen Hersteller gekommen.
Die Theorie besagt aber das je kleiner der Sensor in einer Kamera ist, desto schwieriger wird es Objekte freizustellen, also eine gringe Tiefenschärfe zu erreichen. Da ich gern mit offener Blende fotografiere und den Look auch auf meinen Reisen nicht missen möchte hatte ich damals das Olympus System aus meiner Vorauswahl gestrichen. Die Olympus hat einen Micro Four Thirds Sensor (MFT) und der kleiner ist als die DX Sensoren der Fuji oder Sony Kameras.
Neben der Sensorgröße gibt es noch andere Faktoren die sich auf die Tiefenschärfe auswirken, wie z.B. die Brennweite, auch hier gilt: Je kleiner die Brennweite (also weitwinkliger) desto geringer die Tiefenschärfe und damit wieder schwieriger Objekte freizustellen.
In dem oben erwähnten Forum hatte ich darauf hingewiesen das die Olympus sicher eine klasse Kamera ist aber es im Weitwinkelbereich schwierig werden kann Objekte vernünftig freizustellen. Ich wurde dann auch gleich darauf hingewiesen das dies Theorie ist und es nicht korrekt ist eine Kamera schlecht zu reden ohne sie zuvor ausprobiert zu haben. Nun, ich hatte die Kamera nicht schlecht geredet sondern lediglich darauf hingewiesen das mit kleinem Chip und Weitwinkel eine geringe Tiefenschärfe schwierig wird. Aber ich hatte es bisher nicht ausprobiert und kann es daher wirklich nicht vollständig beurteilen.
Glücklicherweise gibt es derzeit in München den Olympus Photography Playground in dem man die Olympus Kameras in Zusammenhang mit einer Kunstausstellung ausprobieren kann.
Heute bin ich da mal hin um den Unterschied von Theorie und Praxis zu sehen. Der Plan war mit meinem 35/1.4 (an der Vollformatkamera) gegen ein 17er (was auf der Olympus dem 35mm entspricht) zu testen. Leider war bei meiner Ankunft aber kein vergleichbares Objektiv vorhanden und mit dem Kit-Pancake macht es auch keinen Sinn, somit viel die Wahl auf das 12mm/f2 das einem 24mm auf Vollformat entspricht. Hier habe ich aber leider keine Festbrennweite sondern lediglich das 24-70/2.8. Ok, dann testen wir also 24mm bei f2.8, nicht optimal (da f 2.8 bei 24mm auch bei Vollformat schon viel ist um deutlich frei zu stellen) aber die beste Alternative.
Beispiel 1: Nah & fern
Beispiel 2: Verlauf
Vollformat 24mm/f2.8
MFT 24mm/f2.0
Ergebnis:
Bei beiden Beispielen kann man einen deutlichen Unterschied in der Tiefenschärfe sehen. Aus den anfangs erwähnten Gründen konnte ich auf der Vollformat leider nur bis Blende 2.8 gehen. Gerade beim Beispiel 2 hätte ich mit eine größere Blende gewünscht um nur 2-3 Stäbe oder an einer Grafiti-Wand nur ein bestimmtes Detail scharf zu stellen und trotzdem die Dimension zeigen.
Beim Beispiel 2 wurde die Aufnahme an der Vollformat ist mit f 2.8 gemacht und hätte mit einer Festbrennweite noch Spielraum. Bei der MFT Kamera wurde schon mit der größten Blende f 2.0 fotografiert (trotz der größeren Blende liegt das MFT hier deutlich hinter der Vollformat).
Also: Wer gern mit geringer Tiefenschärfe spielt benötigt bei dem MFT System Objektive mit großen Blenden und kommt im Weitwinkelbereich relativ früh an Grenzen. Auf der anderen Seite sind diejenigen Fotografen die es gern von vorne bis hinten scharf haben mit einem MFT wesentlich besser bedient denn sie erhalten ja eine größere Tiefenschärfe bei kleinerer Blende und können dadurch mit kürzeren Verschlusszeiten oder/und niedrigen ISO Werten arbeiten.
Letztlich wurde hiermit die Theorie bestätigt und ich hoffe ich konnte zeigen das es nicht nur messbar ist sondern die Unterschiede schon deutlich zu sehen sind.
Em Ende muss jeder für sich entscheiden ob er das benötigt oder auch nicht.
Abgesehen von der Tiefenschärfe Thematik hat Olympus hier eine klasse Kamera (ich hatte die E-M10 Mark II) gebaut, die Halbautomatik hat auch bei schwierigen Lichtsituationen immer ein brauchbares Bild generiert, der Autofokus war schnell und auch bei sehr dunklen Motiven sehr zuverlässig. Auch hohe ISO Zahlen scheinen kein Problem zu sein. Leider wird das raw Format noch nicht von Lightroom unterstützt, daher kann ich zur Bildqualität keine näheren Aussagen treffen aber was ich bisher von der Kamera gesehen habe war schon beeindruckend. Vom Größen- und Gewichtsunterschied mal ganz zu schweigen.
Liebe Grüße,
Andreas.